Freude, Spaß und ein Hang zu Blödeleien!
(Tagesberichte) |
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* 1. Tag: Zufrieden, aber es hätte durchaus besser laufen können >>>
* 2. Tag: Super Platzierung, deutlicher Verbesserung gesamt >>>
* 3. Tag: Ein 7. und 14. - unter' Strich nicht zufrieden >>>
* 4. Tag: (Mangels Wind heute keine weiteren Wettfahrten) >>>
* 5. Tag: Wind spielt mit Seglern - kein guter Verlauf für Buhl >>>
* 6. Tag: (Keine weiteren Wettfahrten) >>>
Wenn der Laser vor Freude hüpft und abzuheben scheint, geht dieser Gemütszustand natürlich auf den des Piloten zurück. Freude und Spaß beim Segeln, auch mal gewürzt mit netten Blödeleien (auf dem Bild während eines Trainings in Hyeres 2014) sollte auch einen Professionellen möglichst oft begleiten. Und wenn der Wettkampf, bei dem es oftmals um nicht wenig geht, sich nähert und schließlich seinen Countdown abfährt, dürfen Freude und Spaß kein Loch bekommen. Hinter dem guten Trimm und der richtigen Steuerung dieses Zustandes steckt eine Menge Kunst. |
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Einer von zwei Saisonshöhepunkten steht für Philipp Buhl nun in den Startlöchern: Die Laser-EM vor Split in Kroatien. Alle Vorbereitungen sind gut verlaufen. „Werde mich jetzt noch von den nicht geringen Anstrengungen der letzten Tage so gut wie möglich erholen.“, sagte Philipp Buhl. Bei der offiziellen international Trainingsregatta auf dem EM-Revier ist er Dritter geworden und war mit diesem Ergebnis sehr zufrieden. Für Buhl ist diese EM nun die dritte in seiner Karriere. In den Jahren 2011 und 2013 waren Teilnahmen aus terminlichen Gründen (Olympiakampagne bzw. Youth America’s Cup) nicht möglich. Die EM 2010 in Estland verlief als Premiere für den Oberallgäuer mit gemischten Gefühlen, aber insgesamt ohne Übertreibung so herausragend, wie man es besser nur erträumen hätte können. Philipp als Junior unter den Erwachsenen hatte sich damals nach einem nicht berauschenden Einstieg im Senkrechtflug verbessert, mit fortlaufenden Topergebnissen, darunter sogar zwei Wettfahrtsiege, auf Medaillenkurs vorgeschossen. Leider konnte er einen sensationellen Abschluss nicht realisieren und musste sich schlussendlich mit dem undankbaren Vierten abfinden. Er war trotzdem glücklich, weil es riesigeren Erfolg war. 2012 war es dann so weit. Der Segler vom Alpsee holte sich in Frankreich den EM-Titel – einen historischen zudem. Denn es war der erste und bis dato einzige, den ein Deutscher in der olympischen Laser-Klasse je gewonnen hatte.
Vor allem aber können sich Buhls Erfolge bei den Junioren-Europameisterschaften sehen lassen. Diese Erfolgspalette dürfte auch im internationalen Vergleich ziemlich einmalig sein: 2005 in Split (seine erste JoEM, Philipp als Jugendlicher gut gesegelt, keine Medaille – für sei Alter damals ganz normal), 2006 Bronze (U17), 2007 Doppel-Gold (U17 und U19), 2008 Silber (U19), 2009 Gold (U19). In der Gesamtbilanz über Jugend- bis Erwachsenenalter) verbuchte Buhl bis heute nicht weniger als sieben EM-Medaillen.
Erster Wettkampfstart vor der reizvollen Stadt Split ist für Montag, 09.06.2014, 13:00 Uhr, vorgesehen. Gemeldet sind über 150 Boote. Auch wenn es sich um keine WM, sondern „nur“ um eine EM handelt, ist dennoch die gesamte Weltelite am Start. |
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(Split / Adria, Kroatien, 09./14.06.2014 (Text und Bilder: Friedl Buhl )) 1. Tag (Montag): Qualifying Races 1 bis 2 Die Ergebnisse verraten nicht immer, welche Leistung tatsächlich dahinter stecken. So auch heute beim Einstiegstag in die Wettfahrtserie der Laser-EM. Die Seebrise ließ bei Temperaturen von über 30 °C etwas auf sich warten und kam mit 2 bis 3 Beaufort auch nur dezent auf. Die veränderlichen Meeresströmungen sind schwer nachzuvollziehen und sorgen für einen nicht vernachlässigbaren höheren Komplexheitsgrad der äußeren Bedingungen.
In der Folgewettfahrt befindet sich Buhl vor dem Start in der Poolposition. Zehn Sekunden noch. Zwischen Buhl und der Startlinien-Endboje ist kein Platz mehr für ein weiteres Boot. Der kräftige Strom trägt seines dazu bei. Doch ein Konkurrent, wohl ein verzweifelter Sucher nach einer letzten Lücke, schätzt die Sachlage völlig falsch ein. Er schießt rücksichtslos in die enge Lücke und wird postwendend von der Startboje wegrasiert. Leider wird auch Buhl aus seiner einwandfrei vorbereiteten Position gerissen und ihm der Start jäh versaut. Alle sind weg. Buhl halst erst mühsam von der Boje weg, auf Schadenbegrenzungspfad.
Nun fährt Buhl ein ziemlich perfektes Rennen wofür er am Ende mit Platz sieben belohnt wird. Während einer faszinierenden Aufholjagd lag er über längere Zeit sogar an fünfter Position.
Im Zwischenergebnis reichte es für Buhl auf den 30. Rang. Es führen Schaardenburg (Niederlande) vor Thompson (England) und Stipanovic (Kroatien). **********
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2.Tag (Dienstag): Qualifying Race 3 Je heißer das Wetter, desto träger wird die Seabreeze speziell in der Region mit Inseln und Buchten. Bei 32 ° C an Land gab die Thermik heute nur mehr durchschnittlich 8 Knoten (gut 2 Beaufort) Windstärke her, und dies verspätet und mit frühzeitigem Abflauen. Der Wettfahrtleiter wollte bei 6 Knoten nicht mehr starten und verzichtete auf eine zweite Wettfahrt. Richtig! Der Aufwand pro Wettfahrt ist somit allerdings sehr hoch, denn der Laser-Kurs der Männer muss mit immerhin über 8 km angefahren bzw. angesegelt werden (Kieler Verhältnisse). Ein in Split weilender interessierter Zuschauer hätte keine Chance. Er müsste erst über 40 km auf eine Insel fahren, dort noch einen Fußmarsch über einen höheren Inselhügel einlegen und könnte dann mit einem guten Fernglas das Regattageschehen recht gut verfolgen.
Über eine herausragend guten vierten Platz konnte sich Philipps Trainingspartner Fabian Gielen (Lindau) freuen. Er nahm damit einen großen Schritt in Richtung Goldfleet, welches nach den weiteren Qualifying-Races am Mittwoch, sofern dies Wind ermöglicht, feststeht. Buhl schiebt sich mit diesem guten einstelligen Resultat auf den 14. Rang vor und verbessert damit um 16 Positionen. Zurzeit führen Nick Thompson (England) vor Robert Scheidt (Brasilien) und Marrai Francesco (Italien). Zwischenresultat am Ende des 2. Tages |
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3. Tag (Mittwoch): Finale Races 4 und 5
Die Verknüpfung von kontrolliertem und antizipierendem Segeln ist bei den gegebenen komplexen Revier- und Windbedingungen alles andere als einfach. Die Betonung des Letzeren ist natürlich immer mit mehr Ungereimtheiten, somit auch mit mehr Risiken verbunden, aber auch mit den Chancen hoher Belohnungen. Buhl entschied den Segelpfad auf den Kreuzen beim zweiten Rennen vielleicht nicht entschlossen genug. Er wurde für sein einwandfreies konservatives Segeln mit nur einem 14. Platz belohnt. Damit verschlechterte er seine Zwischenbilanz und zieht nun mit 21 Punkten Rückstand als 18 ins Goldfleet ein.
Die Führungsspitze wird von Robert Scheidt (BRA), Tonci Stipanovic (CRO) und Rutger van Schaardenburg (NED) belegt.
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4. Tag (Donnerstag): Finale Races 0 (gesamt 5)
Die Wettfahrtleitung schickte das Goldfleet nach mehreren Startversuchen auf ihre Kursbahn. Doch es ging nicht gut. Ein zügiger 30°-Winddreher gegen Ende der Startkreuz und ein anschließendes Abflauen des Windes ließen der Wettfahrtleitung zurecht den Abbruch der Wettfahrt geboten erscheinen. Auch weiteres Abwarten und der spätere Versuch in der Bucht vor dem Heimathaften eine Wettfahrt zu versuchen, scheitete. So war außer Spesen nichts gewesen.
Zwischenresultat am Ende des 4. Tages unverändert. Siehe 3. Tages |
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5. Tag (Freitag): Finale Race 1 (gesamt 6) Es geht sehr zäh voran hier bei der EM in Split. Was den Fortschritt bei den durchgeführten Rennen betrifft ebenso wie ein Nach-vorne-kommen bei Philipp Buhl. Gestern keine und heute nur mühsamst eine Wettfahrt. Die Seabreeze-Bedingungen bröckeln Tag für Tag weiter ab. Die erste Wettfahrt heute wurde nach Dreiviertel der Startkreuz abgebrochen. Es gab zwei, bezüglich der Seeseiten durchaus ausgleichende Winddreher bis zu ca. 25°, auf die sich die Segler im mehr oder weniger noch hätten einstellen können. Der Abbruch war jedenfalls schwer nachvollziehbar. Übrigens lag Buhl aufgrund einer richtigen strategischen Entscheidung zu diesem Zeitpunkt und durch geschicktes Pendeln zwischen den Revierseiten sehr gut. Dann wieder abwarten und mehrere Startversuche, alles bei schwachem Thermikwind unter instabilen Druckverhältnissen. Solche Bedingungen setzen die Athleten unter konstant hohen Druck. Man kann eben schnell viel verlieren und benötigt für gutes Gelingen mehr schon ein dickes Quantum statt des vielzitierten Quäntchens Glück. Dies wird durch die hohe Leistungsdichte im Goldfleet noch verstärkt. Schließlich ging alles gut - für den Wettfahrtleiter: Start erfolgreich. Nicht für Buhl: Noch zwei Sekunden nach dem Startschuss ganz rechts in der Warteschlange gefesselt, wird ihm in der unmittelbaren Nachstartphase von zwei eiligen Wendern rücksichtslos die Vorfahrt abgeschnitten. Buhl muss das Notmanöver fahren und schließlich weitere Wenden, um einigermaßen wieder den freien Wind zu finden. Dies beeinträchtigt natürlich sein strategisches Grundkonzept, das den Stempel der rechten Seite trug. An der ersten Luvmarke führt Lokalmatador Tonci Stipanovic, extrem von rechts kommen, souverän. Buhl kommt als Zwanzigster. Auch der aktuelle Spitzenreiter Robert Scheidt (Brasilien) werden verwurstelt (ca. 26. im ersten Luv). Buhl verbessert auf dem Vorwindkurs noch um zwei Punkte. Dann neigt er zum sehr risikovollen Agieren, nach dem Motto Alles oder nichts. Die Rechnung auf der zweiten Kreuz geht nicht auf. Er muss einen 31. Platz einstecken, der vorerst nicht streichbar ist und evtl. sogar bleiben muss. In der inoffiziellen Gesamtwertung bedeutet dies Rang 23. Scheidt verliert die Führung. Vorne sind nun Stipanovic vor Rutger van Schaardenburg (Niederlande) und Nick Thompson (England). Morgen, Samstag ist letzter Tag. Das Wetter scheint weiter umzubrechen.
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6. Tag (Samstag): Finale Race 0 (gesamt 6) Leider kam erneut keine Wettfahrt zustande. Das seit Tagen im Umbruch befindliche Schönwetter lieferte zunehmend komplizierte und grenzwertige Windbedingungen. Am letzten Tag war keine Seabreeze mehr zu erwarten, sondern etwas abkühlender Landwind. Dieser produzierte zunächst eine Portion Regen und ließ am Nachmittag durchaus den letzten Hoffnungsschimmer eines sich stabilisierenden leichten Landwindes vorhersagegemäß wachsen. Letzte Startzeit war für 16:00 Uhr angesetzt. Das EM-Segeln beendete die Wettfahrtleitung bereits um 14:45 Uhr, weil die Segler am letzten Tag bis zum Abruf an Land bleiben sollten. An jedem anderen Tag wurde komplett anders verfahren: Frühzeitig (ca. 1,5 Std.) vor dem geplanten ersten Start des Tages (am letzten Tag um 12:00) zügig slipen und raussegeln auf das Kursrevier. Dieses Handling ist das einzig richtige, hat aber am letzten Tag eigenartiger Weise so nicht stattgefunden. Und dies trotz der Tatsache, dass von den sechs vorgesehenen Wettfahrten der Finalserie nur eine, und dies eine tendenziell seltsame und grenzwertige, zustande gekommen war. Es gerät damit unweigerlich so manches ins Rampenlicht der Fragwürdigkeit, wie etwa: Wollte der Veranstalter überhaupt noch ernsthaft eine weitere Wettfahrt? … Schade, dass der EM die finale Phase, in der die besten im Goldfleet unter sich wetteifern, von den Bedingungen krass weggebremst wurde. Schade auch, dass das Revier außer leichten Brisen bis maximal nur ansatzweise mittleren Wind kein breiteres Spektrum zu bieten hatte. Selbstverständlich kann und muss für den Wind niemand gerade stehen. Der Veranstalter hat seine Sache insgesamt gut gemacht. Europameister der olympischen Laserklasse wurde der Lokalmatador Tonci Stipanovic (Kroatien) vor Rutger Schaardenburg (Niederlande) und Nick Thompson (England). Philipp Buhl belegte nur den 23. bzw. 15. Rang (Nichteuropäer herausgerechnet). Er meinte, seine wirklichen Leistungen würden sich nicht auf dem Ergebnispapier wiederspiegeln und sei sich der Fehler bewusst.
Die weiteren drei deutschen Segler, Tobi Schadewaldt (Hamburg), Fabian Gielen (Lindau), (beide Buhls Trainingspartner) und Sebastian Buehler (Günzburg), erreichten nicht das Goldfleet (bis 44). Schadewaltd verpasste das goldene Fleet nur knapp. Alle Drei konnten aber einmal ein einstelligen Ergebnis und somit eine sehr gute Leistung auf ihr Konto buchen.
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Das war’s von der Laser-EM in Split. Danke für euer Interesse.
Euer Berichtverfasser
Grüße aus Kroatien
Friedl Buhl Bei der EM ist mir leider kein gutes Endergebnis gelungen. Ich glaube, es ändert sich schon wieder ins Positive. Vielen Dank für euer Dabeisein. Euer Segler
Philipp Buhl
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Links zu diesem Event: Gesamtbericht zu diesem Event (später)
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Philipp Buhl eröffnet anschließend Einblicke in seine Empfindungen während wichtiger Stationen der Weltcup-Saison und danach.
Darunter ein Kommentar
(F. Buhl)