Vorweg eine Anerkennung dem „National Sailing Center“ in Danzig. Die dort Verantwortlichen, Helfer usw. hatten den Mut und die Bereitschaft zum erhöhten Aufwand und einem gewissen Risiko, um die European Championship der Männer und Frauen über die Bühne zu führen.
Dass der zunächst arg Gebeutelte in der geballten Konkurrenz der Führungsflotte wieder steil nach oben, bis gut in die Top Ten kletterte, spricht für sein Können und nicht zuletzt auch für sein unbeirrbares Motivationsvermögen: „Kämpfe weiter!. Es ist noch nicht vorbei. Noch lange nicht.“, schrieb er mir am Ende des dritten Tages, nach seinem zweiten Start-Niederschlag.
Mürbende Qualifying-Serie
Bereits am ersten Tag klemmte es bei Phillipp in der ersten von zwei Wettfahrten. Er passierte das Ziel erst als 22. Der folgende 6. Platz war gut. Dass es anderen Topseglern wie beispielsweise, Stalheim (21. und 1., Schweden), Kontides (2. und 21., Zypern), Bernaz (8. und 20., Frankreich) oder Stipanovic (8. nd 32., Coratien) nicht besser erging, belegt schon die ungewöhnlichen schwer kalkulierbaren Windkapriolen in Form enormer Stärke- und vor allem Richtungsschwanker. Nur der Engländer Chiavarini kam vermutlich auch mit einer guten Portion Glück herausragend gut mit den Wettergegebenheiten zurecht (zweimal 1.).
Ergebnisse nach 2 WF bzw. 1. Tag
Wie außergewöhnlich wichtig bei den nun ähnlichen Bedingungen für den zweiten Tag ein punktgenauer Start war, um alle Optionen möglichst offen zu halten, lag auf der Hand. Damit allerdings steigt auch das Frühstartrisiko rasant an. Prompt erwischte es Philipp mit einer BFD-Strafe bzw. der Höchstpunktzahl 64. Grundsätzlich stellt dies eine nachhaltige hohe Punktekonto-Belastung dar. Philipp durfte in dieser dritten Wettfahrt das Schicksal des Erwischt Werdens noch mit drei weiteren Seglern teilen.
Ergebnisse nach 4 WF bzw. 2. Tag
Für den dritten Tag war der Wind noch eine Stufe schwächer prognostiziert. Die sechste und letzte Qualifying-Wettfahrt musste wegen ungeeignetem Wind ausfallen. Doch für Philipp sollte auch die durchgeführte Wettfahrt für einen weiteren Höchstpunkte-Zuschlag reichen: Erneut BFD-Disqualifikation. Und dies ärgerlich in zweifacher Hinsicht. Denn aus seiner Sicht war der Penalty mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit unberechtigt. Ein Wiedergutmachungsantrag gegen die Wettfahrtleitung scheiterte knapp. Die Startprozedere-Dokumentationen der Wettfahrtleitung, weder die visuelle noch die verbale, konnten nicht ausreichend klar belegen, dass er die Startlinie zu früh gequert hätte.
Philipp konnte bis dahin nur einen der 64-Punkte-Schwerstgewichte streichen. Die Medaillenhoffnungen waren ab jetzt zwar nicht ganz zunichte, jedoch in weite Ferne gerückt. Nur eines weckte in ihm eine Art untergeordnete Zufriedenheit. Philipp hatte sich mit Rang 60 ziemlich knapp für die Goldflotte der nächsten Tage qualifiziert. Ansonsten hätte der Weltmeister und jüngst auch sechsfacher Kieler Woche-Sieger für sich ein wohl nicht geringes Desaster empfunden. Nicht nur, weil er das Silberfleet bereits von Junior-Zeiten an ausnahmslos hinter sich lassen konnte.
Von den zwölf deutschen Seglern erreichten das Goldfleet Nik Aaron Willim (17., Philipps Trainingspartner), Nico Naujock (36.), Julian Hoffmann (50., Philipps Clubkamerad) und Justin Barth (61.).
Ergebnisse nach 5 WF bzw. 3. Tag, Ende des Qualifyings
Ab jetzt im Goldfleet - unter verstärkter Konkurrenz
Für die nun anstehenden drei Tage bzw. sechs Wettfahrten der Finale-Serie konnte der sicherlich Enttäuschte mit anderer Zieljustierung ans Wettkampfwerk gehen. Philipp dazu: „Mir war natürlich bewusst, dass die Medaillenhoffnung noch nicht völlig begraben waren. Aber es mussten alle sechs Finale-Wettfahrten zustande kommen und somit auch ein zweiter Ergebnisstreicher.“. Und es musste in der Führungsflotte der nunmehr leistungsstärksten Teilnehmerhälfte alles gut bis sehr gut verlaufen. Bessere Windverhältnisse waren zunächst nicht in Sicht, eher im Gegenteil.
Der Erfolgspfad des EM-Medaillen-Verteidigers wies nach vorne, wenn auch sehr mühsam aufgrund der unrühmlichen Verhältnisse. Der 9. und 14. Platz am 4. Tag kann im Rahmen des Goldfleets als sehr gut bewertet werden.
Der Folgetag verlief jedoch wieder sehr zäh (27. und 23.). Nicht wirklich schlecht und doch ab jetzt nicht mehr hinreichend für den Verbleib von Medaillenchancen. Die Wetterlage mit extremen Windstärkeschwankungen und damit auch einhergehende starke Winddreher wollte kein Ende nehmen. Auch ein Großteil der anderen Topsegler musste ein bis zwei gediegene zweistellige Ergebnisse hinnehmen. So z. B. der zweifache frühere Weltmeister Kontides (40. Und 32., Zypern).
Philipp halbierte zwischenzeitlich seine Platzierung, arbeitete sich vom 60. auf den 31. Platz nach vorne. Und was blieb ihm anderes über, als es möglichst gelassen hinzunehmen und trotzdem den Blick streng nach vorne zu richten: „Ja, Medaille ist leider dahin. Aber eine weitere Verbesserung ist noch drin.“, resümierte der Weltklassesegler vom Alpsee.
Ergebnisse nach 9 WF bzw. 5. Tag
Starker Endspurt!
Für den Abschlusstag hatte der Wettergott doch noch Einsehen und bescherte den Seglern und sicherlich ebenso der Wettfahrtleitung den ersehnten ordentlichen Wind. Diesen konnte Philipp in großartiger Weise nutzen. Er kreuzte die Ziellinie als Sieger und Siebter. Mehr noch: als klar Tagesbester und Siebter im abschließenden Gesamtergebnis. Einen schöneren Ausklang der sehr schwierigen EM hätte er kaum erwarten können. Er sagte: „In der Gesamtschau bin ich mit meiner Leistung nicht unzufrieden. Auch wenn ich keine Medaille aus Polen nach Hause mitbringen kann.“
Endergebnisse nach 11 WF bzw. 6. Tagen