XXXI. Olympische Spiele: Was werden die Regatta-Tage bringen?

Ein großes Event nimmt seinen Verlauf

(Tagesberichte: Zuletzt aktualisiert am 15.08.2016)

5. Tag: Philipp verpasst Medalrace - Olympia-Euphorie verwandelt sich in Niederlagen-Gefühle  >>> 
4. Tag: Philipp gelingt erster Wettfahrtsieg  >>>
3. Tag: „Habe einen ´Elfmeter´ nicht verwandelt“ –  große Entäuschung!  >>>
2. Tag: Philipp mit stabil guter Leistung aber noch ohne Spitzenergebnis  >>>
1. Tag: Einstieg, nicht schlecht und mit sehr guten Abschnitten  >>>
 
Nun ist es soweit. Jene so häufig zitierte und leidenschaftlich anvisierte Regatta, die wohl für alle hier in Rio de Janeiro bei den XXXI. Olympischen Spielen startenden Segler als eine über all die Jahre wichtigste empfunden wird, steht vor ihrem ersten Warnsignal. "... über all die Jahre ...", das lässt für Philipp Buhl aufgrund seiner Olympia-Premiere folgern, es sei der wichtigste Wettkampf seiner gesamten bisherigen Sportkarriere. Natürlich kann man es so sehen - wenn man will. Aus dieser Perspektive darf und wird Philipp es wohl nicht betrachten. Denn viele Events entlang einer jahrelangen Karriere hatten ihre ganz spezifische und manchmal sogar absolute Bedeutung für den Fortgang aller weiteren Dinge. Was hilft eine Leiter, bei der nötige Zwischensprossen schon für den unteren Aufstieg nicht verfügbar sind. Nichts! Man käme nie weiter oben und schon gar nicht ganz oben an.

Prinzipiell wird eine olympische Regatta nicht anders gesegelt, nur weil sich die mediale Welt und das Publikum in außerordentlicher Weise dafür interessieren. Jede Regatta hat aber doch ihre komplex zusammenhängenden Eigenheiten. Dafür sorgen in der Regel insbesondere die Charaktere von Wind und Wellen, die Beschaffenheit der ländlichen Umgebung, die nötige Taktik gegenüber der Konkurrenz usw. Auf der Guanabara Bay vor den Metropolen Rio und Niteroi kommt tatsächlich eine außergewöhnliche Komponente hinzu: Wechselhafte, sehr differente und teils außergewöhnlich starke Meeresströmungen. Damit steigt eminent die Komplexität für die Segler und auch für die unterstützenden Teams in der Phase der Langzeit- bis Last-Minute-Vorbereitungen vor dem Wettfahrtbeginn.

Bundestrainer Thomas Piesker betreut Philipp auf dem Wasser. Sein Vater wird täglich die allgemeine Bedingngenanalyse und im Teamwork mit Kräften des Sailingteam Germany die Strömungsvorhersage stundengenau und Bahnen-spezifisch ausarbeiten. Was sich schön aufgetischt anhört, erfordert erst noch hohe Fähigkeiten seitens des Athleten. Was Vater Buhl seinem Sohn zum Wind- und Stromverhalten samt diverser Folgerungen täglich aktuell ausarbeitet, muss dieser nach morgendlicher Übergabe am Hafen-Sicherheitsgate anschließend studieren, hundertprozentig verstehen und nachvollziehen, sicher aufnehmen und schließlich Vertrauen in die Prognosen aufbauen. Kein blindes Vertrauen. Dies niemals, sondern ein angemessenes, das richtige Maß an Vertrauen. Wohl wissend, dass es perfekt zutreffende Vorhersagen niemals geben wird.

Und in dieser Hinsicht setzt sich die hohe Anforderung und die hohe Kunst des wirklichen Topseglers fort. Seine Sensoren sind schon in der Vorbereitungsphase beim Einsegeln hoch aktiv. Erste Checks und Vergleiche mit den Vorhersagen finden statt. Und dies dann fortlaufend. Wenn nötig, muss der Segler schnell und sicher umdenken und angepasst handeln. Die Gegnertaktik, das feingliedrige Windverhalten obliegt ohnehin komplett seinem Race-Management. Hinzu kommt das Wichtigste: Perfekte Segel- und Manövertechnik Dies verlangt permanent höchste Konzentrationsfähigkeit. Diese muss in Fleisch und Blut sein. Minimalste Verzögerungen und Ungenauigkeiten bei der Ruderführung, den unzähligen feinen und teils kraftvollen ausgleichenden Körperbewegungen in den Wellen und Böen würden sich in Minuten zu einem fatalen Speedverlust aufsummieren. Speedverlust bedeutet im Handumdrehen, von der Frontline nach hinten gewaschen und in den durch andere Segler geschädigten Wind gespült zu werden. Das ist der gnadenlose Rachen des Gegnerfeldes. Dann ist das Spiel um eine Topplatzierung auch schon beendet.

(Rio de Janeiro, Brasilien, 08./16.08.2016 (Text: Friedl Buhl ; Bilder ©: „Sailing Energy“ und andere))

XXXI. Olympische Spiele: 1. Tag (Mo., 08.08.) Opening Races 1 u. 2 (auf ESCOLA NAVAL)

Ein Einstieg, nicht schlecht und mit sehr guten Abschnitten

„Ich bin gar nicht so unzufrieden mit dem heutigen Verlauf.“, so fasst Philipp nach seiner Detailanalyse das Auftaktgeschehen zusammen. Seine Starts seien sehr ordentlich gewesen. „Das hat schon gepasst.“, meinet er. Von der 23. Position an der ersten Luvmarke von Race eins, holte er auf den 16. Platz im Ziel auf. Hervorragend gelingt ihm dabei die zweite Kreuz am Outerloop. Nicht weniger als neun Punkte (entspricht neun Plätzen) macht er gut. Allerdings verliert Phihlipp die Hälfte des mühsam Herausgekämpften auf dem anschließenden Vorwindkurs wieder. Darüber sei er – und dies verständlicher Weise - gar nicht happy gewesen. Philipp erklärte dies mit dem Wind: Ich glaube nicht, dass ich meine Vorwindfahrt vermurkst habe. Manchmal hast du halt ein paar Windstriche oder sie ziehen über die Nachbarboote.“ In der Tat war der etwas abartige Wind (kein typischer Thermikwind) von mittlerer Stärke ziemlich unruhig, weil er schräg über das mit Hügeln durchzogene Uferland auf Bucht hereinwehte.

In der zweiten Wettfahrt sah es um den Allgäuer – er segelte mit Weltmeister Thompson ziemlich auf der rechten Seite – auf der Startkreuz sehr gut aus. Diese Seite versprach laut Voranalyse um diese Nachmittagsstunde erste Strömungsvorteile von einem sich aufbauenden starken Flut-Gegenstrom in die Bucht. Philipp führt nach etwa einem knappen Kilometer gegen böigen und teils kräftigen Wind das Feld laut GPS-Aufzeichnung an. Leider hatte der Wind zum ungünstigsten Zeitpunkt einen fast schon einmalig starken und in dieser Minutengenauigkeit absolut unvorhersehbaren anhaltenden Linksdreher vollzogen. „Du bis rechts, der Wind geht links. Dann ist man auf verlorenem Posten. Das ist, wie wenn du in ein offenes Messer laufen musst.“ erklärt und vergleicht der in zwei Minuten um 16 Plätze Geschädigte.

Dann gelingt es Philipp, sein Vollgasgeben nochmals in Speed zu verwandeln. Auf der ersten Vorwindstrecke, schließt er wieder bis an die fünfte Position auf. Doch über die dann noch folgende zweite Wettfahrthälfte aus nochmals Kreuzen, Upwindsegeln und Zielreacher kann er seine Stellung im Feld nicht halten, Diese Wettfahrt gewinn Robert Scheodt, die Laser-Legende des Olympialandes. Er musste aber mit der ersten Wettfahrt auch ein deutlich zweistelliges Ergebnis (23.) hinnehmen.
Philipp hat sich schlussendlich mit zwei 16. Plätzen zufrieden geben müssen. Eine offizielle Liste scheint es erst nach dem ersten Streichergebnis (nach der dritten oder vierten Wettfahrt) zu geben.

(Ergebnisse nach 2 Wettfahrten existierte nicht)
Liveübertragung per GPS-Tracking  (alle Wettfahrten im 2D oder 3D im Internet)

XXXI. Olympische Spiele: 2. Tag (Di., 09.08.), Opening Races 2 u. 3 (auf PONTE)

Philipp mit stabil guter Leistung aber noch ohne Spitzenergebnis

Heute ging es auf der nördlichsten Bahn PONTE weiter. Zur grundsätzlich komplizierten Stromvorhersage kam dieses Mal die nicht selten schwierige Einschätzung der Charakteristik des thermischen Seewindes mit verschiedenen strategischen Zusammenhängen. Die Seabreeze kreuzte dann mit gut mittlerer Stärke kräftiger und somit auch südlicher als erwartet auf.

Philipp konnte sich auf die etwas geänderten unerwarteten Bedingungen gut einstellen. In der ersten Wettfahrt rundet er bereits als Dritter die erste Luvmarke. Auf dem folgenden Kursabschnitt, Segeln mit dem Wind, verliert er vier Boote. Ein weiteres Aufholen gelingt ihm nicht mehr und belegt schlussendlich den achten Platz.
In der Folgewettfahrt kam bei Philipp sein Können als fantastischer Aufholer wieder einmal mehr zum rettenden Einsatz. Probleme beim Start bescherten ihm nach der ersten Kreuz die 31. Position. Dabei hatte schon auf diesem ersten Kursabschnitt trotz ständig geschädigtem Wind ein Schlucken von etwa acht Booten stattgefunden. Diesen Prozess setzte der – wenn etwas schief läuft - gegen sich selbst gnadenlose Kämpfer nach besten Kräften und Möglichkeiten fort. Am Schluss schaffte er es auf den ordentlichen dreizehnten Rang.

Mit diesen beiden sehr ordentlichen Platzierungen mit einer Gesamtwertigkeit unter den Top Ten stellte Philipp bisher einerseits seine stabil gute Leistungsqualität unter Beweis. Andererseits wird er sich auch nach einer Spitzenplatzierung sehnen. Das ist ihm bisher noch nicht gelungen. In der Zwischenbilanz liegt er auf Rang 17, wobei der Rückstand zur Grenze der ersten Zehn nur sieben Punkte beträgt.


XXXI. Olympische Spiele: 3. Tag (Mi., 10.08.), Opening Races 5 u. 6 (auf COPACABANA)

„Habe einen ´Elfmeter´ nicht verwandelt“ –  große Entäuschung!

„ ... einen ´Elfmerter´ ...“, ja genau, treffender hätte er es nicht vergleichen können. Damit meinte ein selten so enttäuschter Philipp Buhl dass er greifbar nahe Spitzenplätze nicht realisiert habe. Die zu erwartenden und dann auch tatsächlichen Bedingungen waren in besonderer Weise einfach perfekt auf den Laser-Athleten vom Allgäu zugeschnitten: Starker Wind, hoher Wellengang, positive innere Überzeugung, wie das Rennen heute anzugehen ist und dass es heute klappen könnte / müsste. Philipp segelt zwar bei Leichtwinden nicht weniger stark. Aber besondere Vorlieben hat schließlich doch jeder.

Von der knapp 400 m hoch liegenden fantastischen und heute stürmischen Aussichtsplattform des „Pao de Acucar“ (zu deutsch: Zuckerhut) den dritten Laser-Wettkampftag verfolgend, muss ich gestehen: Auch als begeisterter Segler hätte ich dort am Gate zum offenen Atlantik unten 6 Bft Tiefdruckwind, hohem Wellengang und widrigem Wetter nicht unbedingt segeln wollen. Für Philipp und sicherlich viele seiner Konkurrenten eine sympathische Einladung des Wettergottes.

Start zur ersten Wettfahrt. Philipp wählt die Mitte, eine Startposition mit unterschiedlichen Risikopotentialen. Eines wird ihm in doppelter Hinsicht zum Verhängnis. Das Herauspreschen gelingt nicht. Das wäre weiter nicht so schlimm. Aber auf der hektischen schnellen Suche nach einer ersatzweisen Notlücke kommt es zu einer Bootsberührung. Philipp wird vom MEXIKO-Segler zum Kringeln aufgefordert. Philipp macht es korrekterweise. Er hätte eigentlich einen Protest riskieren sollen, denn der Mexikaner hatte das vorgeschriebene Manöver des letzten Augenblicks nicht umgesetzt und hätte selbst einen Protest von Philipp befürchten müssen. Das Ereignis hatte für Philipp natürlich fatale Folgen. Er beginnt das Rennen mit etwa 70 m Rückstand gegenüber dem davon glühenden Feld und dies im geschädigten Abwind.
Ca. 1.5 km im Luv rundete Philipp bereits als 31. Im Ziel dann 17.. Somit also wieder eine unglaublich gut gemeisterte Aufholjagd. Aber dafür wird man nicht echt belohnt sondern nur weniger bestraft.

„An diesem Tag war der Wurm drin. Bin sehr enttäuscht“ fasst Philipp das Geschehen zusammen. Auch die zweite Wettfahrt wollte dann nicht wirklich gut gelingen. Ein 13. Platz ist recht ordentlich. Aber Philipp braucht jetzt mehr.
Im Zwischenklassement verbessert sich Philipp zwar vom 17. auf den 13. Rang. Jedoch wird es für ihn jetzt immer enger, die hohen Ziele noch zu erreichen. Nach wie vor dominiert die Hoffnung und aussichtslos ist es noch nicht.
Nach einem Ruhetag – er kommt für Philipps mentale Neufassung gerade recht – geht es am Donnerstag (12.08.) erneut und ein letztes Mal auf die COPACABANA.
 

XXXI. Olympische Spiele: 4. Tag (Fr., 12.08.), Opening Races ... (auf COPACABANA)

IMG 9193 2Philipp gelingt erster Wettfahrtsieg

Dem Philipp für die heutigen Laser-tWettfahrten auf der COPACABANA besonders fest und entschlossen die Daumen drücken wollen ihm seine bestens vertrauten Fans aus Familie und Segelclub, die vor Ort mit ihrem Olympia-Segler mitfiebern: (Von links im Bild) Philipp Kyewski, Vorsitzender des "Segelclub Alpsee-Immenstadt", SCAI (Heimatclub von Philipp), Philipps Vater Friedl und seine beiden Schwestern Coletta und Angela (holario.de). Als Segler und Mitglieder des SCAI vertreten Friedl und Angela nicht nur die Familie, sondern auch ihren und Philipps Segelclub.

Ihr Motto und Wunsch:
"Philipp, hau rein und gib Gas wie bisher, und dies aber bitte mit etwas mehr Glück bei dir.
Damit es heute so richtig durchfunken möge." :-)  :-)   :-)   :-)    .

(Nach dem Tagesgeschehen)

Die kleine Fanclub-Runde konnte offensichtlich einiges bewirken ;-) - zumindest teils.

Philipp kann sich über den ersten Wettfahrtsieg freuen. Ein nun sehr wichtiger Erfolg für ihn. Dieser gelang ihm bei der ersten Tageswettfahrt.
Es war keine Art Topplatzierung-Ziel-Sieg bei mittlerem Wind auf der Außenbahn COPCABANA. Philipp rundete als Dreizehnter die Luvmarke. Ein Segler hat dann recht gute Karten, im Ziel unter den besten Zehn vertreten zu sein.

Auf dem Vorwindkurs ändert sich an der Platzierung nicht viel. Einen Punkt (Platz) Verschlechterung – ist unwesentlich. Doch dann segelt der Allgäuer auf der zweiten Kreuz mit auffällig mutiger Strategie, fernab des Hauptfeldes, an die Spitze. Alle Dreizehn Segler aus der Führungsgruppe verweist er im Verlaufe dieser Super-Kreuz komplett auf die Plätze. Noch ist das Ziel fern. Es gilt für ihn, mit ruhigen Nerven und gekonnt über ca. 25 Minuten weiter zu kämpfen. Die Konkurrenten sind ihm mit ihrer Spitze [Stahlheim (SWE), Bernaz (FRA) und Marrai (ITA)] im Abstand von 20 m an den Fersen.

Philipp lässt sich im folgenden Wettfahrtabschnitt (Raum-, Vorwindkurs und Zielreacher) die Siegposition nicht mehr entreissen. Nach einem zuletzt noch verschossenen Elfmeter, wie Philipp seine Enttäuschung (übrigens nicht über seine seglerische Leistung, siehe Bericht zum Vortag) vergleichend zu vermitteln versuchte, gelang ihm jetzt zeitnah ein Tor, ein Volltreffer. Sein erster bei diesem Großevent. Endlich! Aber – wird diese Erfolgsphase anhalten?
Jedenfalls war dieser jüngste Erfolg eine seglerische, strategisch-taktische wie mutige Topleistung und nicht weniger eine mentale. Gratulation!

Bei der zweiten Wettfahrt, kurzfristig verlegt auf die 3 km noch weiter auf dem Atlantik liegende Außenbahn PAI. Die Bedingungen dort waren teils ähnlich (mittlere Windstärke und über 2 m hohe Dünungswelle) aber weniger und etwas ausgeglichener Meeresstrom.

Für Philipp sollte nun einiges wieder weniger gut verlaufen. Sein Start ist gut. Doch die Kreuz verläuft so la-la. Nach 1,5 km gegen den Wind fehlen ihm an der Luvmarke 160 m – zu viel. Das reicht dort nur für Positon 21. Eine Verbesserung kann er bei dieser Wettfahrt leider nicht mehr realisieren. Im Gegenteil. Im Ziel kommt er nur auf Rang 25 zu liegen. Der Freude von vorhin folgt leider ein Rückschlag. Man darf fast schon sagen, wieder ... .

Im Durchschnitt liefert Philipp damit zwar eine ordentliche Tagesleistung um die Top Ten ab. Aber was er jetzt umgehend braucht, sind vorwiegend gute bis sehr gute einstellige Ergebnisse. Der Rand des noch grünen Bereiches reicht zunehmend nicht mehr aus.
Im Zwischenklassement liegt Philipp nun auf Platz elf. Es führen Stipanovic (CRO), Scheidt (BRA), Burton (AUS) und Thompson (GBR). Philipps Punktabstand unter die Zehnergrenze beträgt zwar nur wenige Punkte. Jedoch nach vorne ist der Rückstand stattlich angewachsen.

 

XXXI. Olympische Spiele: 5. Tag (Sa., 13.08.), Opening Races 9 und 10 (auf PAO DE ACUCAR und NITEROI)

Philipp verpasst Medalrace - Olympia-Euphorie verwandelt sich in Niederlagengefühle

Heute muss für Philipp alles passen
Kein Olympia-Wettkampftag war für Philipp so bedeutsam wie der heutige. Bisher ist es ihm noch nicht zufriedenstellend gelaufen. Genau so, wie bei allen Trainings- und Tests hier in der Guanabara Bay. Daran ändert auch Philipps beeindruckender Wettfahrtsieg gestern nicht sehr viel. Er war zwar ein heller Lichtstrahl in Richtung berechtigter Hoffnung. Dieser zeigte dem Allgäuer ganz klar, dass seine hohe Zielsetzung noch nicht unerreichbar ist.

Zunächst hat Philipp im Zwischenklassement die Zehnergrenze noch nicht unterschritten. Er steht knapp davor. Doch ziemlich weit sind zwischenzeitlich seine Medaillenchancen von ihm gerückt. Theoretisch sind auch diese noch gegeben, sein erstrangiges Ziel noch nicht hinter’m Horizont. Wer dachte bei ihm schon an eine möglicherweise kritische Hürde um das Ticket ins Finale? Soweit war es nun gekommen: Zuerst also diese Hürde nehmen und ggf. dann noch weiter nach vorne sehen. Man kann sich lebhaft vorstellen, dass diese Situation keine geringe Erfolgsdruck-Belastung für einen Athleten darstellt, der in den Medien immer wieder als Deutschlands Medaillenhoffnung klassifiziert wird.

PAO DE ACUCAR mit Signalwirkung für’s heutige Gelingen
Nun ist es soweit. Auf der Strömungs-verzwickten Zuckerhut-Bahn PAO DE ACUCAR startet heute die erste Wettfahrt. Dort wo auch zwei Tage später das Medalrace geplant ist. Die vom nahen Olympiahafen Marina da Gloria um 12 Uhr auslaufende Laser-Klasse erwartet eine frühzeitig erwachte Seabreeze von über 12 Knoten (3-4 Beaufort) Windstärke. Bedingungen par excelellence.

Wird Philipp es heute schaffen? Wird er hier auf der TV-Bahn unter den filmenden kreisenden Hubschraubern und vor einem für Segelregatten völlig ungewöhnlichen Publikumsauflauf am nahen Strand ein überzeugendes Zeichen seiner Rückkehr in die Spitzengruppe setzen können? Er könnte dieses Rennen super abschließen oder es gar dominieren - keine Frage. Das nötige Werkzeug dafür hat der aktuell Weltranglisten-Führende ohne jeglichen Zweifel.
Erster Start, ein Massenfrühstart und schließlich Gesamtrückruf. Kein Wunder. Die Männer im Laser, bei diesem Wind, dieser Kulisse und diesem Event ticken auf Hochtouren. Philipps Start hätte funktioniert.

Mit dem nächsten Start schickt der Wettfahrtleiter die Laser erfolgreich ins Rennen. Philipps Start ist okay. Doch nach 200 m hart am Wind fehlt ihm eine Bootslänge zu seinen Nachbarbooten. Ein gewaltiges Problem bahnt sich an. Warum? Vielleicht war die Startlücke anfangs doch etwas zu eng, das Boot im entscheidenden Startmoment nicht um den berühmten Meter vor den anderen oder eine andere der zahlreichen und zudem nur teils vom Segler selbst beeinflussbaren Komponenten einfach nicht optimal. Oder war es - wie Philipp es andeutete - der Tatsache geschuldet, dass er sich an diesem Tag bereits am Morgen gesundheitlich nicht 100 %-ig gefühlt hatte. In dieser bereits bescheidenen Rückstandssituation empfängt Philipp zunehmend geschädigten Wind. Um den aufflammenden Schaden zu begrenzen, wendet er. Wohlwissend, dass er damit den zuvor ausgeklügelten und stimmigen Strategieplan ein Stück weit verlässt. Eine Top-Plazierung war ab dieser Situation bereits unrealistisch. Die Ursachen bestehen auf diesem Hochleistungslevel und der außergewöhnlichen Leistungsdichte wie so oft nur in kleinen Unzulänglichkeiten mit jedoch großen Auswirkungen. Nur so erklärt es sich, dass Segler nicht selten Wettfahrten dominieren können und bei nächsten Rennen wieder jenseits der ersten Zehn oder gar Zwanzig landen können.

Zu allem Überfluss kam es bei der Rundung noch zu einer Bahnmarkenberührung. Ein Kringel war zur Entlastung nötig. Das kostete weitere sechs Positionen. Eine Aufholjagd, wie sie Philipp schon so oft gelungen ist, wollte sich dieses Mal nicht einfädeln lassen. Philipp belegte am Ende den niederschmetternden 34. Rang. Das Rennen gewannen zwei Athleten außerhalb des Favoritenkreises [Laer (BEL) vor Rammo (EST)].
 
Allerletzte Chance und dies nurmehr um’s Finale-Ticket
Nun stand noch die zweite Tageswettfahrt und gleichzeitig das letzte Race der Opening-Serie an. Dazu wurden die Laser-Segler unverzüglich auf die 10 km weiter südlich liegende Außenbahn NITEROI geschleppt. Dort hin, wo die Bucht Gunabara endet und der offene Ozean beginnt, wo deutlich kräftigerer Wind und zurzeit eine stattlich hohe Dünungswelle die Bedingungen prägen. Die Segler sind dort mit der Wettfahrtmannschaft, den Technik- und Sicherungsbooten, ein paar über ihnen lärmenden Hubschraubern und ihren Trainern allein auf dem Meer, fernab von jeglichem Publikum. Nur die an jedem Segelboot montierten GPS-Geräte vermitteln den Wettkampfverlauf ins Internet und TV.

Es ist vorbei
Rang 14 unter 46 Nationen als große Niederlage empfunden
Philipp bringt erneut keine überzeugende Startkreuz zustande. Trotz einer schnellen zweiten Hälfte, in der er sicherlich nochmals alles Verfügbare investiert hat, reicht es am Ende für keinen Spitzenplatz. Philipp verbucht nur einen 17. Rang. Es reicht nicht mehr für einen Platz unter den besten Zehn und somit auch nicht für die Qualifizierung ins Finale. Das zeichnete sich ihm schon während des Wettkampfverlaufes zusehends ab. Welche Gefühle muss der noch voll Kämpfende während der sich anbahnenden und besiegelnden Niederlage verspürt haben!

Ein 14. Rang unter den Topsegler aus 46 Nationen mag kein schlechtes Ergebnis sein. Wer bei Olympischen Spielen nach dem Motto teilnimmt, „Dabei sein ist alles.“, würde sich vermutlich mit solchem Ausgang überglücklich fühlen. Bei Philipp lagert dies anders. Er wollte viel mehr, was er auch stets unumwunden öffentlich eingeräumt hat: „Eine Medaille erhoffe ich mir.“

 
Links zu diesem Event:
Liveübertragung per GPS-Tracking (auch zum Nachträglichen Anschauen)

Betrachtungen aus anderer Perspektive: "Buhl kehrt ohne Edelmetall heim. Größte Niederlage?", 23.08.2016,  Friedl Buhl

Erlebnisbericht zu Philipps Olympia-Finish: "Im Kreis geheult", 19.08.2016, Angela Buhl

 

Liebe Leser, das war’s von den olympischen Wettfahrten in Rio de Janeiro.
Danke für euer Interesse.

Grüße aus Rio
Euer Berichtverfasser
Friedl Buhl
 

Aus Rio de Janeiro von meiner Olympia-Premiere herzliche Grüße an alle meine Partner und Förderer, Fans und Gönner sowie meine Freunde und Bekannten und natürlich nicht zuletzt meinen Segelclub Alpsee Immenstadt (SCAI).
Danke für euer Daumendrücken, Mitfiebern, eure zahlreichen aufmunternden Nachrichten, sowie Besuche auf meiner Webseite und meinem Facebook.
Mit dem Endergebnis (14.) über meine Wettfahrten in Rio bin ich offen gesagt enttäuscht. Über meine seglerischen Leitungen nur bedingt. Es hat eben leider nicht alles optimal gepasst, ohne dies es für ganz weit vorne nicht reicht. Mein und hoffentlich auch euer Trost sei meine Zuversicht: Ich glaube, der momentane Niederlagen-Schatten wird wieder sonnigen Ereignissen weichen  :-) .

Euer Segler
Philipp Buhl

 

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Gesamtbericht zu diesem Event (später)
 
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