Buhl kehrt ohne Edelmetall heim. Größte Niederlage?
"Zu viele Fragezeichen im Kopf"! – Aber Warum? Und ...?
Den zu vielen „ ... Fragezeichen im Kopf.“ sind unweigerlich weitere hinzuzufügen:
Warum dieser Zustand? Warum gerade beim größten und wichtigsten Segelevent so dominant? Wurde diese labile mentale Komponente beim Athleten von externer Seite überhaupt und ggf. nicht rechtzeitig erkannt und / oder in ihrer Wirkung unterschätzt? Warum jedenfalls konnte die Gegebenheit nicht effektiv helfend ausgesteuert werden? Alles weitere Fragen, die mit denen im Kopf des Wettkämpfenden ursächlich verknüpft sind. Fragen, die es natürlich umfassend und richtig zu beantworten gilt – usw.
Mit Philipps sehr hohem aber keineswegs vermessenem Medaillen-Ziel hängt gewiss auch die jetzt so große Enttäuschung über den 14. Platz zusammen. Speziell in der bekanntermaßen äußerst leistungsverdichteten Laser-Klasse mit über zehn potentiellen Medaillisten kann jeder Spitzenathlet schnell aus den Top Ten fliegen, ganz zu schweigen aus den Medaillenrängen. Ein Segler, der nahezu alle Regatten und Wettfahrten dominiert, ist im Laser über langen Zeitraum nicht mehr zu finden und auch künftig schwer vorstellbar. Das Hochleistungsniveau scheint also auf einem Plateau angekommen zu sein. Folglich entscheiden hier schon kleinere Unzulänglichkeiten enorm viel.
Und warum sollte man einen 14. Platz unter 46 Teilnehmer-Nationen nicht auch einmal relativiert betrachten, um schlicht die Enttäuschung etwas zu normalisieren: In vier von zehn olympischen Segel-Klassen sind im Vergleich nur 20 Nationen am Start (Durchschnittswert bei 25, beim Laser bei überragenden 46 Nationen). Ein 14. Rang entspricht im relativierten Vergleich immerhin einem ordentlichen Platzierung unter den besten Zehn (7. ... 8.). Und dies schließlich inklusiv der Chance, auch im Finale mit Doppelwirkung nochmals voll zupacken zu können.
Dies macht deutlich: Ein 14. Platz in der härtesten olympischen Segelklasse ist objektiv betrachtet gewiss kein sehr guter Erfolg, aber keine Extrem-Niederlage und auch kein Grund für eine „Megaenttäuschung“. Subjektiv und im Zuge der frischen Schmerzempfindung wurde es von Philipp verständlicher Weise etwas dramatischer gesehen.
Und vergessen wir im Medaillen-Fokusierrausch nicht Philipps überragende seglerischen Leistungen - trotz einem 14. am Schluss: Dazu zählt ein Wettfahrtsieg, was nur sieben der zehn Bestplatzierten genau auch einmal gelungen ist, wozu der Goldmedaillengewinner übrigens gar nicht zählt. Sehr beachtlich waren auch Philipps faszinierende, manchmal schier unglaublichen Aufholjagden, wenn die Rennen beim Start und über die Startkreuz für einen Spitzenplatz nicht gut genug verliefen.
Es erwachen Erinnerung an die ISAF-WM 2011 in Perth (Australien), Qualifikationsendstufe für die Spiele 2012: Philipp hatte das Olympiaticket verfehlt. Dies empfand er als seine bis dahin größte Niederlage. Er konnte damals sein prinzipiell ausreichendes Können nicht voll abrufen. Die hieraus gezogenen Erfahrungen haben ihn offensichtlich weiter nach oben getragen. Für 2016 gelang dem zwischenzeitlich mehrfachen Weltcupsieger die Olympiaausscheidung traumhaft souverän. So gut, wie weltweit keinem anderen Laser-Segler: Die drei Kriterien-Wettkämpfe belegte der Allgäuer bekanntlich mit einem Vize-Weltmeister, Vize-Europameister und einem Weltcupsieg. Besser ließe es sich nur erträumen.
Vielleicht lassen sich für die künftigen Top-Ziele wie beispielsweise WM und nicht zuletzt die aus heutiger Sicht noch fernen Spiele in Tokio die gewonnenen Erfahrungen ebenso perfekt in Top-Erfolg ummünzen. Es ist Philipp Buhl gut und fraglos zuzutrauen.