(Hamburg / Aussenalster, 27./28.10.2012 (Text: Friedl Buhl, Bilder: © segelrepotter.com))
Nur wer als Deutscher in der zu Ende gehenden Saison einen nationalen oder internationalen Meisterschaftstitel in einer offiziellen Bootsklasse gewonnen hatte, war als Skipper qualifiziert und wurde zu diesem über mehrere Jahrzehnte praktizierten Kult-Event eingeladen. Die restliche Vorschiffs-Mannschaft für das einheitlich zu segelnde neu kreierte Sport-Kielboot „B/one“ durfte sich der Eingeladene selbst aus beliebigen Seglern zusammenstellen. Bei dieser weltweit einmaligen Regatta soll versucht werden, den besten Segler Deutschlands zu finden – unabhängig von der Bootsklasse. Ausgeglichene Bedingungen bestehen letztlich nicht, weil ein Großteil aufgrund ihrer seglerischen Hauptdisziplin jahrelange Erfahrungen im Segeln von Kielbooten sammeln konnte. Deshalb steht trotz allen Ehrgeizes zum Siegen auch der Spaß mit im Vordergrund. So begegnen sich hier all die Besten aus der Seglerwelt, und die ambitionierten und erfolgreichen Amateursegler haben auch einmal die Gelegenheit, sich mit den Leistungssport- und Profi-Seglern zu messen und an ihr geballtes Können hinzuschnuppern. Vergleichbares gibt es in keiner anderen Sportart.
Zum dritten Male seit 2007, damals als erst 17-Jähriger Deutscher Laser-Meister, hatte sich der amtierende Laser-Europameister Buhl vom Segelclub Alpsee Immenstadt das Ticket zur MdM erworben. Als Laser- und damit Jollen-Spezialist und mit nur bescheidener Yachterfahrung zählte seine Mannschaft zumindest nicht zum engsten Favoritenkreis aber jedenfalls zur Prominenz. Buhl steht bekanntermaßen offen zu seinen Zielsetzungen und räumte im Interview davor ein: „Ich will auf jeden Fall ins Finale.“
In der Tat kämpfte sich die Buhl-Mannschaft jeweils in ihrer Fünfer-Gruppe zielstrebig und gekonnt durch die Instanzen nach vorne: Vorqualifikation (1. Platz), Qualifikation (3. Platz) und Finalausscheidung (1. Platz). Mit dem letzteren Erfolg war ihnen ihre absolute Stärke bewusst. Denn mehrere Favoriten waren bereits ausgeschieden, und die für das Finale Verbliebenen, Profi-Yachtsegler Markus Wieser (Europameister im Drachen) und Segler-Legende Jochen Schümann (MdM-Titelverteidiger sowie mehrfacher ehemaliger Olympiasieger und Weltmeister), konnte der Segler vom Alpsee mit seinen Mannen bereits einmal auf die Plätze verweisen. Warum sollte das nicht weitere Male geschehen!
Das Finale unter den zwei Bayern, Buhl und Wieser, sowie Schümann aus dem Norden versprach den zahlreichen Zuschauern auf den Steganlagen des Hamburger Segelclubs Spannung pur.
Das erste Match (gesegelt wurde im taktisch extrem anspruchsvollen Tripelrace-Modus) gewann Wieser nicht weit vor Buhl und Schümann. Für den Endsieg waren allerdings zwei finale Wettfahrtsiege nötig.
Im zweiten Finalrace dominierte Buhl erneut beim Start. Er gestaltete ihn dieses Mal äußerst ungewöhnlich und ebenso elegant wie gewagt, im letzten Augenblick perfekt und ging prompt sofort in die Führung während der Nachstartphase. Im weiteren Verlauf kam es zu zwei heißen und spannenden Führungswechseln zwischen Buhl und Wieser. Vor der letzten Luvmarken-Rundung ging3es ganz heiß und mit Blick auf die Regeln für beide Parteien grenzwertig her. Ein starker Wind-Linksdreher genau während einer kritischen und von Buhl pfiffig bemessenen Wende sollte letztlich entscheidend sein. Dieses Ereignis bevorteiligte Wieser und kostete Buhl die Führung vor der Tonnenrundung.
Schümann hatte zu dieser Zeit gegen die Bayern praktisch kaum noch eine realistische Chance.
Die Mannschaft Wieser/Uli Schümann/Matti Paschen gaben die Führung auf der letzten Vorwindstrecke nicht mehr aus der Hand, siegten, und konnten somit zum neuen Meister der Meister gekürt werden. Der hervorragende zweite Platz gehörte dem Team Buhl/Grotelüschen/Kamrath. Sie schlugen damit nicht nur die Titelverteidiger Schühmann/Ingo Borkowski/Gunnar Bahr, sondern auch mehrere Favorisierte, die mit ihren Teams einen geballten Erfahrungsschatz mit Kielbooten mitbrachten. Und der zweitbeste Meister Deutschlands machte es dem neuen MdM-Champion Wieser auf dem Wasser nicht einfach. Zwar siegte er im Finale auf Anhieb zweimal, aber es gab für beide in beiden Rennen Über- und Unterlegenheitssituationen.
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