Die 2. Runde: Sailing World Cup Hyeres

Jetzt geht's richtig los !!

(Vorspann- und Tagesberichte: Zuletzt aktualisiert am So., 30.04.2017)

1. Tag: Ordentlicher Einstieg mit gemischten Platzierungen >>>
2. Tag: Rasante Jagd um Schadensbegrenzung >>>
3.+ 4.Tag: Zweistellige Ergebnisse - jetzt wird's eng!   >>>
5. Tag: Fleetrace Happy End für Philipp Buhl >>>
6. und letzter Tag: Im Finale Stärke bewiesen >>>
 

(Hyeres (Frankreich), 25./30.04.2017 -- Text ©: Von Friedl Buhl, Bilder ©: (siehe Bildangaben))

Miami im Januar, erstes Weltcup-Event. Dort setzen sich die Segler meist noch nicht wirklich höhere Ziele oder haben solche nur insgeheim im Visier. Philipp Buhl, zu dieser Zeit noch teils in Zwischensaison- und Winterstimmung, jedenfalls nicht. Dann folgte vor vier Wochen der beliebte Klassiker „Princesa Sofia“ vor Palma de Mallorca, der seit einigen Jahren leider nicht mehr dem Weltcup-Zirkel angehört. Für Philipp war das der gefühlte Saisonsstart und gleichzeitig die erste umfassende Trainings- und Wettkampf-Vorbereitung auf dem Wasser.

Nun Hyeres mit „The second Round“ – das beständige Weltcup-Event schlechtin. Immer auf dem (nicht wenig zickzackigen) Terminkalender des Weltseglerverbandes (ISAF). Hier in Südfrankreich geht’s jedenfalls richtig los! Nicht nur für Philipp, sondern für alle weltbesten Segler aller olympischen Klassen. In Hyeres fehlt von ihnen keiner.

Philipp assoziiert mit Hyeres eine Gefühlsmischung gemäß Berg- und Talfahrten. Werfen wir den Blick in die Gefühlshöhen: 2-fach Junioren-Europameister vor 10 Jahren, erstes Weltcup-Medalrace als Junior 1 Jahr danach, erstes Weltcup-Gold überhaupt 2012, in Hyeres zweiter Welltcupsieg im letzten Jahr. Eine Verbesserung ist also gar nicht angesagt. Konstanz wäre es schon, womit der Vizeweltmeister happy sein könnte. Obwohl Steigerungen grundsätzlich nie zu verachten sind. Nun muss es ja nicht so sein, wie bei Österreichs Ski-Legende Hermann Maier. Er war während seiner leistungsstärksten Jahre über einen Sieg angeblich nur dann hoch zufrieden, wenn sein Zeitvorsprung auch klar über einer Sekunde (im Ski-Rennsport ungewöhnlich viel) betrug. Nein, so lagern die Erwartungen des Allgäuers sicherlich nicht. Aber dass er seinen schönen Vorjahreserfolg zu wiederholen versuch, daran dürfte wohl kein Zweifel bestehen.

Richtig loslegen und voll zur Sache gehen könnte es auch in windseglerischen Hinsicht, nachdem Mallorca heuer nur leichte Winde und Miami nicht viel mehr zu bieten hatte. Um die Event-Halbzeit, Mitte kommender Woche, soll es nämlich kräftigen bis teils starken Wind geben, der dem berühmten Segelrevier im Westen der Cote d‘ Azur wieder einmal alle Ehre machen könnte. Hierzu gibt es allerdings noch abweichende Meinungen unter den Wetterfrösche.
Philipp wird über athmosphärischen Power sicher nicht unglücklich sein. Auch wenn er schwache und leichte Winde erfahrungsgemäß nicht fürchten muss, so gilt doch: Pfiffiger Wind, kraftvoller Einsatz und was damit segeltechnisch zusammenhängt, ist eben noch mehr sein Metier.
 

 

Tagesberichte und Infos zur Regatta

1. Tag (Di., 25.04.17), Opening Races 1 und 2

Ordentlicher Einstieg mit gemischten Platzierungen

Wie so oft und bald schon typisch, durchsegelte Philipp Buhl die Auftaktrunde: Gemischt und insgesamt recht ordentlich. Bei leichten Winden beginnt der Allgäuer mit einem guten sieben Rang. Eine ungünstige Vorfahrtssituation bei der letzten Rundung auf den Zielreacher kostet ihm noch etwa zwei Positionen unweit vor der Zielpassage.

Etwas zäher verlief die zweite Wettfahrt. Trotz einwandfreiem Start gelingen Philipp die beiden Gegenwindkurse in Teilen nicht astrein. Hier verliert er jeweils etwa sechs bis zehn Positionen, kämpft diese auf den jeweils anschließenden Vorwindfahrten des Up- and Downkurses wieder ein gutes Stück weit zurück. Im Ziel reichte es ihm für den 17. Rang. Dies mag Philipp nicht berauschend empfunden haben, aber für die hohe Leistungsdichte des Feldes liegt die Platzierung im grünen Bereich. Die Topsegler-Konzentration entspricht nämlich voll und ganz der eines Golfleetes. Denn die ISAF hatte die Teilnehmerzahl, wie in den zurückliegenden Jahren auch, in der Laser-Klasse auf ein Maximum für ein einziges großes Fleet (früher drei Flotten) gemäß Qualifikationskriterien begrenzt. In diesem treffen nun 60 Starter (Maximalbesetzung) aus 29 Nationen und somit die komplette Laser-Weltelite aufeinander.

Philipp liegt in der Zwischenwertung nach den zwei Auftakt-Leichtwind-Wettfahrten auf Platz acht.

Ergebniss nach 2 Wettfahrten


2. Tag (Mi., 26.04.17), Opening Race 3

Rasante Jagd um Schadensbegrenzung

Für Philipp Buhl sollte mit der dritten Wettfahrt (erste Tageswettfahrt) eine bittere Serie von misslungenen Starts beginnen. Der Allgäuer gehört ohne Zweifel zu den disziplinierten Startern. Ihn steuern beim Starttiming seine Uhr und die Position seiner Nachbarboote in einem aus Sicht des Frühstartrisikos vertretbaren Kompromiss. Diese hatten es – so geben es das Race-Tracking und die GPS-Startanalyse klar wieder - ganz besonders eilig. Die letzten Vorstart-Sekunden brechen an. Die Boote in seinem Lee und Luv sind extrem vorgerückt. Eigentlich schon verboten weit. Philipp zögert. Es droht sonst der sichere Frühstart. Und damit aufgrund der gesetzten verschärften Startregelung (Black Flag) eine Wettfahrtdisqualifikation. Das will er sich nich nicht leisten. Zögern und Zurückhalten gegenüber seiner Nachbarschaft auch nur um 1 bis 2 m heißt jedoch, der Start ist von vorneherein verspielt. So kam es, weil es aufgrund der Windströmungs-Gesetzmäßigkeiten so kommen muss. Philipps Start misslingt komplett. Nach weniger als 100 m nach dem Start wendet er notgedrungen auf den Schadensbegrenzungspfad. Dies geschieht jedoch unausweichlich im stark geschädigten Wind und mit der Folge fataler nachahltiger Speed- und Höhenverluste.

Durch geschicktes Tacktieren und mit gutem Boots-Speed gelingt Philipp doch noch eine super Startkreuz in zwölfter Rundungsposition. Dies kommt der beachtlichen Aufholleistung von etwa 35 Booten auf der über ca. 1,5 km langen Gegenwindstrecke gleich.
Im Verlaufe der weiteren fünf Kursabschnitte kommt es bei Philipp auf der zweiten Vorwindstrecke zu einem nicht unerheblichen Platzverlust. Den gleicht er aber auf der zweiten Kreuz und dem zweiten Downkurs wieder aus. Er pasiert das Ziel schließlich als Zwölfter.

Diese Platzierung mag zahlenmäßig betrachtet nicht besonders gut erscheinen. Tatsächlich steckt jedoch eine Topleistung dahinter. Nämlich: Erst im letzten Fünftel effektiv gestartet, nachhaltig windgeschädigt und tacktisch eingeschränkt, am Schluss trotzdem dicht an den Top Ten.

Für eine weitere Wettfahrt reichte der gegen Abend zügig abflauende Wind nicht mehr aus. In der Zwischenbilanz liegt Philipp an zehnter Stelle. Vorne platzieren sich Pavlos Kontides (Cypern), Nick Thompson (England) und Francesco Marrai (Italien).

Stellt sich noch die Frage, was mit den eiligen Startern um Philipp - und übrigens noch eine größere Zahl weiterer - geschehen ist. Dazu mehr im Bericht zum Folgetag.

Ergebnisse nach 3 Wettfahrten


3. u. 4. Tag (Do./Fr., 27./28.04.17), Opening Race 4 bis 8

Zweistellige Ergebnisse - jetzt wird's eng!

Der dritte Tag mit drei Wettfahrten – eine war vom Vortag nachzuholen – sollte es in sich haben. Hauptproblem waren das zeitlich korrekte Starten, und zwar nicht nur was Philipps Starts betrifft. Die Auswertung von Auzeichnungen und diverse Vergleiche legen den dringenden Verdacht nahe, dass ein Großteil der Segler evtl. einige Sekunden zu früh bzw. mit bis zu 7 Meter Vorsprung startete. Und dies ohne Konsequenzen seitens der Wettfahrtleitung. Einen sicheren Beweis dafür gibt es zwar nicht, aber dennoch spricht eine Reihe von Indizien dafür. Sollte dies zutreffen, wären die um korrektes Starten bemühten Segler, die auch ihre eigene Uhr und die Linienpeilung berücksichtigen, unsportlich und schwer benachteiligt worden. Denn bereits 1 bis 2 m Startrückstand gegenüber den Nachbarbooten können anschließend zu Windschädigungen mit erheblichen Geschwindigkeitsnachteilen, was über die gesamte Startkreuz 10 bis 20 und in extremeren Fällen noch deutlich mehr Plätze kosten kann.

Philipp erleidet in beiden Wettfahrten das beschriebene Startproblem. Und dasselbe auch schon am Vortag (siehe Tagesbericht 2. Tag). Allein schon die Problemhäufung ist für ihn absolut atypisch und äußerst auffällig. Er rundet folglich in diesen Wettfahrten nach beschwerlichen Startkreuzen erst als 34. bzw. 44. die erste Luvmarke. Im Ziel reichte es jeweils dank erstaunlicher Aufholarbeit auf den weiteren Kursabschnitten noch auf die schadenbegrenzenden Plätze 17 bzw. 24.

Ergebnisse nach 6 Wettfahrten


Am vierten Tag erwartete die Segler bei stahlblauem Himmel starker Mistral-Wind als Folge des Wintereinbruches in den Alpen. Für die klassischen olympischen Boote wie etwa 470er, Finn und Laser ist dieser Wind mit Stärken um 6 Beaufort (in den Böen teils 7 bis max. 8) grenzwertig und nur noch bedingt segelbar. Für die neuzeitlichen Boote wie Nacra, 49er und 49er FX sind solche Windstärken ganz klar zu hoch, die Boote auch von den Könnern nicht mehr segelbar. Eine erste Tageswettfahrt ab 13 Uhr - der Wind hatte bereits auf ca. 5-6 Beauffort nachgelassen - wäre beispielsweise für die Laser gut möglich und auch weltcupwürdig gewesen. Leider gabe es längere und einheitliche Startverschiebungen und somit erste Starts erst ab etwa 15 Uhr.

Ein schöne erste Wettfahrt bei kräftigem Wind (4 Beaufort) kam noch zustande. Philipp belegte den 5. Platz.

Im Verlaufe der zweiten Wettfahrt am frühen Abend vollzog der weiter abgeschwächte Nordwestwind aufgrund zugenommener Landerwärmung tollste Kapriolen aus teils extremen Stärke- und Richtunhsschwankungen. Für Philipp endete diese Wettfahrt mit dem 24. Rang. Entäuscht über sein Ergebnis war er nicht. Denn als Segler und Fleiluftsportler hat man gelernt, dass hin und wieder solch unreelle Bedingungen nicht erspart bleiben. Schade nur, dass wegen der sehr langen und übervorsichtigen Startverschiebung am frühen Nachmittag selbst die starkwindfähigen Boote nicht aufs Wasser durften. Die Spezialisten für die stärkeren Winde kamen somit leider nicht auf ihre Rechnung und mussten wohl enttäuscht gewesen sein.

Philipp ist nach mehreren Dämpfern auf Position 11 der Zwischenbewertung abgerutscht. Die Podespätze sind bereits außer Reichweite, nicht aber wenigstens der Einlass ins Finale. Dafür muss er jedoch am morgigen letzten Wettfahrtag für die Gesamtflotte gute Resultate erzielen.


5. Tag (Sa., 29.04.17), Opening Races 9 und 10

Fleetrace Happy End für Philipp Buhl

PB Mallorca 20170325 07 2Es war auch eine mentale Glanzleistung, die er heute ablieferte. Wer zum Beginn der letzten zwei Wettfahrten noch außerhalb der Top Ten (11. Platz) liegt und als Mindestziel das Erreichen des Finales in seinen Erfolgsplan geschrieben hat, muss an sich glauben und klaren Kopf bewahren können. Denn dies spielt immer eine unabdingbare Rolle, wenn der Erfolgswille zunehmenden Druck verpasst. Das ist Philipp Buhl heute bestens gelungen. Und noch toller und letztlich entscheidend, die seglerische Leistung. Fehlerfrei und souverän kämpft sich der Vizewweltmeister heute bei mittlerem bis kräftigem Wind über beide Wettfahrtkurse und sichert sich die Plätze 6 und 4.

Mit dieser konstanten Topleistung kann sich der Allgäuer über die Tages-Bestleistung freuen. Heute ist während des Weltcups in Hyeres gleichtzeitig der einzige Regattatag , an dem ihm zwei Spitzenergebnisse bzw. alles gelingt. Das hätte sich Philipp wohl auch schon an wenigstens ein bis zwei Tage davor gewünscht, um seiner erstrangigen Zielsetzung näher zu kommen. Aber er fand nur abschnittweise in seine Vorjahresspur, als der französischen Weltcupklassiker gewann.

Im Zwischenklassement ist der Segler vom Segelclub Alpsee-Immenstadt (SCAI) nun auf die Stelle 7 vorgerückt. Und somit steht ihm nichts mehr im Weg, morgen nochmals entschlossen auf Jagd zu gehen.

Die vorläufifen Podestplätze belegen Francesco Marrai (1., Italien) vor Pavlos Kontides (2., Cypern) und Matthew Wearn (3., Australien). Es folgen Nick Thompson (4., England), Olympiasieger Tom Burton (5., Australien), der Welcupsieger von Miami, Jean Baptiste Bernaz (6., Frankreich), Philipp Buhl (7.).

Ergebnisse nach 10 Wettfahrten


6. Tag (So., 30.04.17), Medalrace (gesamt 11 Races)

Im Finale Stärke bewiesen

Eine überzeugende und einwandfreie taktische und seglerische Leistung bietet Philipp Buhl beim Medalrace unter Leichtwindbedingungen um 2-3 Bft. Nach perfektem Start links des Feldes, unter Seglern oft als Poolposition bezeichnet (durchaus auch risikobeladen), segelt Philipp von Anfang an im Spitzenbereich mit. Er konnte sich über beide Runden des Up and Down-Kurses (zweimal ca. 700 m gegen den Wind kreuzen plus zweimal 700 m in Windrichtung segeln plus ca. 300 m quer zum Wind) in den Position 4 bis 5 behaupten. Das Ziel passierte der Allgäuer auf dem sehr guten vierten Platz. Mehr kann man bei den herrschenden Leichtwindbedingungen keinesfalls erwarten.

Philipps Rückstand zum Gewinner, Tom Burton (Australien), betrug lediglich 20 m. Eineinhalb Bootslänge fehlten ihm auf den 3. Platz. Dies hätte gereicht, Jean Baptiste Bernaz (im Medalrace 8.) von der 6. Position der Gesamtwertung zu verdrängen und schließlich einen Gesamtpunkt gut zu machen. Philipp behält somit seinen 7. Rang.

Insgesamt gewinnt der Cypriote Pavlos Kontides (3. im Medalrace [MR]) vor dem Italiener Francesco Marrai (5. im MR) und Australier Metthew Wearn (6. im MR). Die nachfolgenden Platzierungen: Nick Thompson (7. im MR, 4. gesamt, England), Burton (1. im MR, 5. gesamt), Baptiste (8. im MR, 6. gesamt) und Philipp (4. im MR, 7. gesamt).

Endergebnis nach 11 Wettfahrten


 
Links:
 

Liebe Leser, das war's vom Sailing World Cup in Hyeres (Frankreich).
Danke für euer Interesse an den Berichten.
 
     Euer Berichtverfasser
     Friedl Buhl

 

Aus Aus Hyeres an der Cote d‘ Azur, ISAF Sailing World Cup herzliche Grüße an alle meine Partner und Förderer, Fans und Gönner sowie meine Freunde und Bekannten und natürlich nicht zuletzt meinen Segelclub Alpsee Immenstadt (SCAI).
 
     Euer Segler
     Philipp Buhl

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