Laser WM 2017 - der Saisonshöhepunkt

Wird der Weltranglistenerste seinen Ambitionen gerecht?

(Vorspann- und Tagesberichte: Zuletzt aktualisiert am Mi., 21.09.2017)

6. Tag: Wetterbedingungen kappen WM-Höhepunkt >>>
5. Tag: Aufgeben? ... / Schöne Überraschung >>>
4. Tag: Wettfahrt nicht wirklich WM-würdig. >>>
1.-3. Tag: Qualifying-Serie bestens bestanden >>>

(Split / Kroatien, 14./20.09.2017 -- Text: Von Friedl Buhl, Bilder ©: siehe Bildangaben)

Acht Jahre ist es her, als Philipp Buhl seine erste WM der obersten Kategorie,  eine Erwachsenen-WM, segelte. Dies  war in der St. Margaret´s Bay bei Halifax in Kanada. Natürlich hat er bis heute keine WM-Teilnahme ausgelassen, denn der damalige Nachwuchs-Segler und nach 2007 zum zweiten Male frisch gebackene Junioren-Europameister  wollte natürlich mehr als nur einmal eine Teilnahme unter den Laser-Profis wagen. Er wollte auch bei diesen ranghöchsten Segel-Events weiter nach vorne auf dem Wasser, weiter nach oben in den Ranglisten - immer weiter. Das waren sein Anspruch und Ziel. Damals wie heute.

Seine gesammelten WM-Platzierungen in einzelnen Wettfahrten wie auch Schlussergebnisse konnten sich vielfach wirklich sehen lassen, wobei Enttäuschungen und Rückschläge natürlich nicht ausblieben. Philipp erkämpfte sich neben dem 3. Rang bei einer Jugend-WM (2007) bei Weltmeisterschaften der Erwachsenen Bronze (Musana / Oman 2013) und Silber (Kingston/Kanada 2015). Aber auch mit dem zwar guten, aber eben auch undankbaren vierten Platz (Santander/Spanien 2014) musste sich der Segler vom Segelclub Alpsee Immenstadt eher schmerzlich zufrieden geben.

Unvergessen ist seine WM-Premiere in Halifax an der Südküste der Nova Scotia, als der Allgäuer noch nicht einem Nationalkader angehörte und mit seinem Vater als sein Betreuer dort war. Endergebnis Platz 50 – aber als Jungfuchs bereits im Goldfleet. Allerdings, der 50. Rang täuscht gewaltig und verschattet, was zwischendurch Sensationelles geschah. Nach dem Qualifying hatte  sich Philipp als Fünftbester unter 168 Seglern aus 51 Nationen für das Goldfleet qualifiziert. Zudem konnte er einen Wettfahrtsieg verbuchen. Was danach geschah, war ein zermürbender und deprimierender Abstieg, ein Absturz aufgrund mehrerer Ursachen. Spezifische  Erfahrungen und auch die Kräfte und Ausdauer des stets alles und schonungslos hinein powernden jungen Buhl  waren wohl noch nicht ausreichend entwickelt, um einen WM-Wettkampf über sechs Tage bzw. 12 Wettfahrten auf einem wind- und wellenreichen Revier souverän zu überstehen.

Was Philipp nun bei der aktuellen Laser Weltmeisterschaft erreichen will, darüber muss nach all dem Geschehenen und bereits Erreichten nicht wörtlich gesprochen werden. Es liegt auf der Hand. Und dafür arbeitet und trainiert er mit beachtlicher Strebsamkeit und Härte. Der „Yacht online“ verriet er im Vorfeld des Topevents: „Ich war noch nie so gut vorbereitet wie heute". Dieses Engagement verknüpft sich in ihm wohl auch mit der Tatsache, dass Deutschland im Laser bis heute noch nie einen Weltmeister präsentieren konnte. Das Laser-Boot genießt jedoch  zwischenzeitlich rund 25 Jahre den Olympiastatus.


 

Tagesberichte und Infos zur Regatta

1. bis 3. Tag (Do./Sa., 14./16.09.), Qualifying Serie Races 1 bis 6

Qualifying-Serie bestens bestanden

Zur WM-Halbzeit bzw. zum Ende des Qualifyings nach nunmehr sechs Wettfahrten kann Philipp Buhl mit seinen Leistungen voll zufrieden sein. Es sind nicht nur gute Platzierungen, sonder auch die Stabilität solcher, auf die es stets sehr ankommt. In der extrem leistungsstark besetzten Laser-Klasse gibt es nicht nur einige wenige Topfavoriten, sonder bis zu zehn, die das Potential für Medaillenplätze bergen. Unter diesen gibt es naturgemäß welche mit Ausrutschern. Aber dem einen oder anderen gelingt dann evtl. doch eine sehr gute Gesamt-Serie ohne Makel.

Gleich zum Auftakt gelang Philipp bei leichten bis mittleren Windbedingungen neben einem ordentlichen zehnten Rang in der ersten Wettfahrt ein anschließender Wettfahrtsieg.

Am zweiten Tag ließ segelbarer Wind bis zum Abend auf sich warten. Nur eine von zwei geplanten Wettfahrten war noch möglich. Philipp erzielte die drittbeste Zeit. Er belegte damit in der Zwischenbilanz den siebten Rang (noch ohne Streichergebnis), und dies mit einem nur bescheidenen Rückstand. Nur der Cypriote Pavlos Kontides fiel mit drei ersten Plätzen völlig aus der Rolle.

19693535 2Der dritte Wettkampftag setzte an die segeltechnischen wie athletischen Anforderungen ein fettes Ausrufezeichen. Aufgrund der vom Vortag nachzuholenden Wettfahrt schickte die Wettfahrtleitung die Segler nämlich dreimal auf den außergewöhnlich lang ausgelegten Kurs. Starker Wind um 5 bis 6 Beaufort und hohe Wellen trugen ihres zur immensen Anstrengung für die Athleten bei.

Nach einer stabil starken Leistung konnte Philipp die erfreulichen Plätze 2, 3 und 4 verbuchen. Somit verbesserte er sich auf Position fünf des vorläufigen Gesamtklassements und liegt unmittelbar vor dem amtierenden Olympiasieger Tom Burton (Australien). Kontides führt trotz eines Segelbruchs in der letzten Wettfahrt weiterhin vor Jean-Baptiste Bernaz (2., Frankreich), Matthew Wearn (3., Australien) und Sam Meech (4., Neuseeland). Die Punktabstände unter der Führungsgruppe sind gering. So hat Philipp nur einen Rückstand von fünf Punkten zum aktuell Führenden.

Philipps Trainingspartner, Theodor Bauer, hat das Goldfleet um nur wenige Punkte verpasst. 53., 49 im Goldfleet - sehr schade. Möge er aber trotzdem mit hoher Motivation weiter kämpfen.
 
 

4. Tag (So., 17.09.), Final Serie Race 1 (gesamt 7)

Wettfahrt nicht wirklich WM-würdig

Schon bei der Wetterschau am Vortag war abzusehen, dass die Wetterlage aufgrund eines abziehenden Tiefs mit Gewittern eine größere Instabilität hinterlässt. So kam es dann auch. Windböen innerhalb eines Stärkespektrums von teils fast  0 bis 4 Beauffort mit sehr unterschiedlicher Windverteilung und starken Drehern prägten die einzige gesegelte Wettfahrt. Während die einen nach dem Start weitersegelten, blieben Boote auf der Gegenseite nahezu stehen usw. Es war eine Wettfahrt, die im Rahmen einer WM besser nicht bis zum bitteren Ende durchgezogen werden sollte. Zumal kein akuter Wettfahrtmangel bestand und vorausschauend auch nicht zustande kommen wird.

Philipp passierte während dieser tollen Wettfahrt recht unterschiedliche Positionen. Verlieren, Aufholen usw., und dies  in außergewöhnlichen Formen. Schlussendlich war er über den 18. Platz nicht unzufrieden.

Im Zwischenklassement rücke Philipp sogar um einen Platz auf Position vier vor.  Der bisherige Dominator aus Cypern, Kontides, wurde wegen seines 26. Ranges ein Stück nach hinten gereicht. Die Spitze hat nun der Franzose Bernaz eingenommen. Die Plätze zwei und drei belegen die Australier Wearn bzw. Burton.

Ergebnisse nach 7 Wettfahrten


5. Tag (Mo., 18.09.), Final Serie Races 2 und 3 (gesamt 9)

Aufgeben? Nein! Nicht er!

21752878 2Er wird kämpfen. So wie er ist, wie wir ihn kennen gelernt und ihn immer wieder erlebt haben.

Philipp erntet heute 11+11 Punkte, rutsche von 4 nach 6. Was soll’s. In einem WM-Laser-Goldfleet weiß Gott nicht schlecht. Natürlich hätten wir uns gegen Schluss etwas Besseres oder besser gesagt,  Günstigeres gewunschen. Dann spürte man für’s letzte Aufgebot mehr Gefühl von Bequemlichkeit und Ereichbarbeit. Aber im Hochleistungssport geht es weder bequem zu noch wird man nach seinen Wünschen gefragt.

Sein Bestes, einfach alles geben und mental stark und cool bleiben. Das ist gefordert. Darauf und auf ein Gott gegebenes Quäntchen Glück kommt es nun an, zum Höhepunkt der WM-Finalserie. Die heute geerntete Schnappszahl 11 11 möge ein gutes Ohmen sein und ihm helfen!

Ergebnisse nach 9 Wettfahrten

(Nachtrag) Schöne Überraschung!

Wenn der Berichterstatter zu früh schließt oder den Wettkampf-Feierabend vorzeitig annimmt, kann dies – wie man sieht – noch zu wunderschönen Überraschungen führen.

Gestern (am 5. Tag) konnte die Wettfahrtleitung tatsächlich noch die geplante dritte Nachhol-Wettfahrt realisieren. Und bei dieser hat Philipp doch noch voll auf die Trommel gehauen: Platz zwei. Er verbucht damit über alle drei Bewerbe summa summarum das zweitbeste Tagesergebnis.

In der vorläufigen Over-all-Wertung springt er wieder auf seinen ursprünglichen Platz vier zurück. Das tut gut - 😊 . Ausruhen und Verteidigen ist natürlich trotzdem ganz und gar nicht angesagt, sondern wie oben bereits beschrieben.

Der Franzose Bernaz verliert seine Führung. Kontides übernimmt sie wieder, vor Burton (2.) und Wearn (3.) (beide Australien). Die Punktabstände in den Top fünf sind nicht üppig, wenn man von der Sonderstellung des Kontides absieht. Aber auch dieser größere Vorsprung sichert ihm noch nichts vorzeitig.

Am heutigen Dienstag gibt es noch zwei letzte Fleetrace-Wettfahrten. Kein Medalrace wie etwa im Weltcup).

Es wird unglaublich spannend heute !!

Ergebnisse nach 10 Wettfahrten


6. Tag (Di., 19.09.), Final Serie Races 0 (gesamt 10)

Wetterbedingungen kappen WM-Höhepunkt

Zwei WM-Wettfahrten waren für den finalen Schlussakt noch fällig. Die turbulenten Positionswechsel in der Top-Ten-Gruppe am Vortag und relativ geringen Punktabstände ließen höchste Spannung für den WM-Höhepunkt erwarten. Die spannendsten Fragen: Wer wird neuer Weltmeister im olympischen Laser und an wen gehen Silber und Bronze. Auch Philipp war ein aussichtsreicher Kandidat. Alle Türen standen ihm noch offen. Er lag an vierter Stelle und befand sich in bester Jägerposition.

Dazu sollte es nicht kommen. Es bestätigten sich Befürchtungen zur Wetterlage, die sich bereits am Vortag als mögliches Problem abgezeichnet hatten. Gewittriger Regen mit nur sehr bedingt geeigneten Windverhältnissen verhinderten schließlich weitere Wettfahrten und zogen der mit Spannung erwarteten finalen Runde jäh einen Strich durch die Rechnung.

Philipp sah für sich noch kein zufriedenstellendes Ende. Er hätte sich sehr gerne nochmals voll ins Zeug gehängt und um eine weitere Verbesserungen gekämpft. „Bin optimistisch und nach wie vor in einer Topposition für morgen, auch mental! Ich werde bis zum letzten Meter alles geben. Mehr kann ich nicht tun. Der Rest ist Schicksal.“ teilte er mir am späten Vorabend noch mit. Daraus lässt sich wohl unmissverständlich entnehmen, worauf sein Focus gerichtet war.
Nun musste er sich mit  dem berühmt-berüchtigten undankbaren vierten Platz zufrieden geben.

Der Viertplatzierte schrammt knapp an der Medaille vorbei.  Andererseits ist er aber am nächsten dran. So stellt der vierte Platz stets auch eine  herausragende Leistung dar, zumal bei der enormen Gegenerschaft von knapp 150 Athleten aus über 50 Nationen. Diese Weltklasse-Leistung verdient auch ohne Medaille Lob und Beifall:

SEHR GUT GESEGELT UND GEKÄMPFT, Philipp - herzliche GRATULATION !!

Für ihn wiederholte sich nun die „besondere“ Freude über den vierten Platz ein zweites Mal.
Er nahm es dennoch gelassen: „Ein bisschen schade ist es schon, aber okay. Man muss es nehmen, wie es kommt.“

Die neuen Medaillengewinner heißen Pavlos Kontides (Cypern, erstmals Weltmeister), Tom Burton (2. Australien) und Matthew Wearn (3., Australien). Die nächsten Platzierungen hinter Philipp Buhl: Jesper Stalheim (5., Schweden), Nick Thompson (6., England) und Jean Baptiste Bernaz (7. Frankreich).

Philipps Kaderkollege Theodor Bauer belegte den sehr guten dritten Platz im Silver Fleet. Der weitere deutsche Segler-Kollege kam in der Bronze-Flotte auf dem beachtlichen fünften Platz zu liegen.

Endergebnis nach 10 Wettfahrten


Links:
 
Berichte der Yacht online (von T. Pokorny):
am 14.09.17   -    am 16.09.17    -   am 17.09.17   -   am 18.09.17   -   am 19.09.17   
                    
 
 

Liebe Leser,
das war’s von der Laser-WM in Split (Kroatien)
Danke für euer Interesse an den Berichten.
 
     Euer Berichtverfasser
     Friedl Buhl
 
Aus Split (Kroatien) von der Laser-Weltmeisterschaft  herzliche Grüße an alle meine Partner und Förderer, Fans und Gönner sowie meine Freunde und Bekannten und natürlich nicht zuletzt meinen Segelclub Alpsee Immenstadt (SCAI).
 
     Euer Segler
     Philipp Buhl
 
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